Nach der Vertreibung - fast als erstes - suchten wir einander wieder auf jede nur mögliche Weise. Sobald es nur anging, schlossen sich die Sudetendeutschen "Zur Sudetendeutschen Landsmannschaft" mit ihren Ortsgruppen zusammen.
Nun gab es jedes Jahr zu Pfingsten den "Sudetendeutschen Tag". Hier fanden sich die Angehörigen der Orte des gesamten Sudetenlandes ein, Orts-. Gebiets- und Kreisbetreuer stellten sich bald zur Verfügung.
Für uns war es zunächst Landsmannschaft Rektor Alfred Kühnel aus Politz an der Elbe, dann unser Altbürgermeister Josef Ihme als Ortsbetreuer. 1967 kam es zum ersten Tichlowitzer Fest in München, wobei Hans Jahnel zum 2. Ortsbetreuer gewählt wurde.
Hans Jahnel ging sofort mit frischer Kraft an die Erfassung aller erreichbaren Anschriften von Hüben und Drüben (DDR). Unsere "Tichlowitzer Feste" wurden nun jährlich, mit wenigen Ausnahmen, abgehalten.
An dieser Stelle sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Hans Jahnel bereits 1953 zum ersten Zusammentreffen der Tichlowitzer in sein Lokal in Frankfurt/Main eingeladen hatte.
Das 1. Tichlowitzer-Fest fand also 1967 in München in der Gaststätte "Tannengarten" mit etwa 100 Teilnehmern statt.. In den Folgejahren ebenso.
1971 traf man sich erstmalig in Nördlingen der Patenstadt des Heimatkreises Tetschen Bodenbach.
Zur Unterstützung des Ortsbetreuers bildete sich parallel das sogenannte "Münchener Komitee" mit Friedl Fohry an der Spitze. Dieses war auch fortan Herausgeber des ab 1968 erscheinenden "Tichlowitzer Heimatbriefes"., welcher nun unabhängig von der Heimatzeitung des Kreises "Trei da Hejmt". als Verbindugsblatt erschien.
Darüber hinaus erhielten ab sofort alle Geburtstagsjubilare einen gesonderten Glückwunsch. mit heimatlichen Gedichten und Erzählungen.
Zur Unterstützung der Heimatfreunde in der DDR wurde ab 1970 in einer großen Aktion "Weihnachtspakete" gepackt und versandt.
In den 1980iger Jahren stagnierten aus Alters- und aus Krankheitsgründen die Teilnehmerzahlen. Erhard (Eri) John war mittlerweile Ortsbetreuer des Kirchsprengels Tichlowitz geworden.
Ein Wende dieser Entwicklung brachte praktisch die Wende. Endlich konnten alle Tichlowitzer aus den neuen Bundesländern an den Treffen teilnehmen. Auch der Veranstaltungsort wurde in den "Osten" verlegt. Ob in Heichelheim oder in Bad Berggießhübel.
Endlich war man vereint und die Gemeinde lebte wieder auf, zumal ein Abstecher in das geliebte Tichlowitz nun gemeinsam möglich wurde.. Auch die Nachkriegsgenerationen fanden immer mehr Interesse an den Zusammenkünften.
Im Jahr 2009 nahm ich zum ersten Mal an einem Tichlowitzer Treffen in Friedrichroda teil. Ich stellte mich der Ortsgemeinschaft mit einem Power-Point-Vortrag über das Leben meiner Familie bis in die Neuzeit vor.
Beeindruckt war ich von der mir entgegengebrachten Herzlichkeit, die ich besonders von der "Erlebnisgeneration" erfahren durfte. Ich war sofort einer von ihnen. Noch heute denke ich an die vielen Gespräche mit den damals mir noch unbekannten Menschen zurück.
An diesem Wochenende begann Herr Gernot Hüttig mit dem Aufzeichnen von Erlebnisberichten in Zusammenhang mit der Vertreibung. Viele Tichlowitzer berichteten ihm schriftlich wie auch mündlich von dem Leid, welches über die Ortsgemeinschaft im Jahr 1945 und 1946 hereinbrach. Im Jahr 2015 erschien von Herrn Hüttig eine Dokumentation mit dem Titel: "Ein Dorf wird vertrieben"
Im Jahr 2010 traf man sich wieder heimatnah in Bad Schandau. Eine Busfahrt wurde zu einem besonderen Erlebnis bevor man dann in Tichlowitz nach einem Rundgang durch den Ort in "Jahnels Garten" eine Erfrischung zu sich nehmen konnte.
Heimatfreund Heinz Uhl (Babutin) hatte - wie schon sehr oft - wieder seine Gedanken in einem Begleitheftchen zu diesem Wochenende zusammengetragen.
Mit 46 Teilnehmern erfolgte 2011 das 53. Tichlowitzer Kirchsprengelfest in Bad Steben. 2012 in Bad Berggießhübel, 2013 in Nördlingen und 2014 wieder in Bad Berggießhübel.
Ein besonderes Treffen fand im Jahr 2015 statt.
Als Treffpunkt hatte man sich ein Hotel in Ückermünde im Landkreis Vorpommern-Greifswald ausgesucht.
Warum dort? In der Nähe - und zwar nach Eggesin - wurden in der letzten Vertreibungswelle viele Tichlowitzer verbracht.
Das Treffen begann mit einer kleinen Ansprache der Ortsbetreuerin - Frau Ingeburg Alesi. Sie dankte den Organaisatoren und nahm die Totenehrung vor.
Mit Besuchen an div. Erinnerungsorten wie am "Alten Bahnhof", oder am ehemaligen Lager wurde an die Schicksaltage der Tichlowitzer erinnert.
Auf Einladung der örtlichen Heimatstube traf man sich dort zum Kaffeetrinken und nahm an einem Rundgang im Archiv teil.
Der Nachmittag wurde für eine Schifffahrt auf dem "Stettiner Haff" genutzt. Bei anfangs unruhiger See konnte man trotzdem entspannen und dem Erlebten einmal gedanklich nachgehen.
2017 - Treffen auf Schloß Tetschen
Das Treffen fand in diesem Jahr im Rahmen des Heimatkreistreffens Tetschen-Bodenbach auf Schloß Tetschen statt.
Unter dem Thema "Vertrauen überwindet Grenzen" wurde aus diesem Anlaß dem Schloßarchiv die Archivalien des Heimatverbandes übergeben. Es war für viele ein verantwortungsvoller und notwendiger Schritt zum Erhalt der Dokumente und Gegenstände.
Der wundervolle Saal auf dem Schloß war ein idealer Treffpunkt und bot nicht nur ausreichend Platz, sondern vermittelte auch eine besondere festliche Atmosphäre.
Einige Tichlowitzer nahmen an dem Festakt teil und freuten sich auf ein Wiedersehen. Natürlich verbanden alle diese Veranstaltung mit einem Besuch in Tichlowitz.
2018 - 60. Tichlowitzer Kirchsprengeltreffen in Bad Bergießhübel
„Wer hätte es sich träumen lassen, dass wir aus der Erlebnisgeneration und die Nachgeborenen im Jahr 2018 das 60. Tichlowitzer Kirchensprengeltreffen im September 2018 durchführen können“. So stand es in der Einladung von Ortsbetreuerin Inge Alesi.
Ihrer Einladung in das beschauliche Bad Berggießhübel folgten im September 2018 | 31 Teilnehmer von München bis Wismar und von Moers bis Dresden.
Der erste Abend begann mit der Totenehrung der zwischenzeitlich verstorbenen Heimatfreunde aus dem Kirchsprengel. Anschließend stellte ich das Buch „Unvergessene Heimat im Bild“ in einem Power Point Vortrag vor. Ich hatte das Manuskript aus dem Jahr 1982 vor einigen Jahren zum ersten Mal in den Händen gehalten. Leider konnte es damals aus finanziellen Gründen nicht gedruckt werden.
Ein Exemplar des Buches wurde Frau Alesi für das Ortsarchiv übergeben. Sie bedankte sich und freute sich, dass mit dem Buch die Vorhaben aus dem Jahr 1974 zum Abschluss gebracht werden konnten.
Nach der Vorstellung des neuen Buches stellte Frau Alesi den Anwesenden den Plan für den nächsten Tag vor. Nachdem in den letzten Jahren eine Dokumentation mit vielen Erlebnisberichten über die Vertreibungen „Ein Dort wird vertrieben“ von Herrn Hüttig erschienen war, war es nun an der Zeit, den Vertreibungsweg nachzugehen (fahren).
Begleitet wurde die Gruppe von einer jungen Tschechin „Frau Lenka Benar“, die bereits seit Jahren unsere Brücke zu den heutigen Tichlowitzern in den unterschiedlichsten Formen ist.
Weiter an anderer Stelle.
2019 Treffen in Pirna
In diesem Jahr trafen sich rund 20 unentwegte „Tichlowitzer“ in Pirna. Sie waren der Einladung der Ortbetreuerin Inge Alesi wiederum gerne gefolgt.
Im Mittelpunkt des Treffens stand der im letzten Jahr bereits begonnene Vertreibungsweg. Er sollte in diesem Jahr zu Ende geführt werden.
Ein Bericht darüber an anderer Stelle.
Inge Alesi verlas am Abend die im letzten Jahr verstorbenen Mitglieder der Ortsgemeinschaft und stellte besonders Erhard John in den Mittelpunkt, der viele Jahre die Gemeinschaft geführt hatte. Seine Verdienste wurden in besonderer Weise gewürdigt.
Anschließend hielt ich einen Vortrag über den „Deutschen Turnverein“, der das Leben im alten Tichlowitz von 1920 – 1938 besonders prägte.
Über den Turnverein wird an anderer Stelle ausführlich berichtet.
Die Treffen 2020 bis 2023 sind wegen der Corona Pandemie ausgefallen.
2023 --- 62. Treffen der Ortsgemeinschaft - 22.9.- 24.9.2023
In diesem Jahr machten sich lediglich 9 Heimatfreunde auf den Weg in die Orte ihrer Vorfahren.
Freitag:
Am Abend trafen so nach und nach alle in einem Lokal in Politz ein. Die Freude war entsprechend groß und bei einem guten Essen und einem „Pilsener Urquell“ hatte jeder etwas zu berichten und freute sich auf die kommenden Tage.
Dabei waren auch Frantisek und Lenka aus Tichlowitz. Beide hatten bei der Vorbereitung geholfen und Lenka übersetzte gekonnt die eine oder andere Frage an unseren tschechischen Freund.
Samstag:
Zunächst stand ein Besuch des Museums im Schloß Tetschen auf dem Programm. Unter sachkundiger Führung erfuhr man dort viel über das Leben auf dem Schloß während der Österreichischen Herrschaft.
Am frühen Nachmittag hatte die Gruppe Gelegenheit, sich in der Kirche von Tichlowitz umzusehen. Sie ist in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Leider haben die heutigen Tichlowitzer kaum noch ein Verhältnis zum Glauben und dem zufolge auch nicht zu ihrer Kirche.
Martin Jahnel las aus Briefen des letzten Pfarrers Paul Fichtner vor, der bis in die 1970iger Jahre immer wieder die Ortsgemeinschaft mit seinen Worten tröstete.
Nach dem Kirchenbesuch hatten Andrea W. und Marion B. Gelegenheit, ihre Elternhäuser in Tichlowitz bzw. in Ober Well-hotten zu besuchen. Natürlich war das für die beiden Heimatfreunde ein ganz besonderer, emotionaler Moment, auf den sie jahrelang gewartet hatten. Dank unserer Freunde in Tichlowitz war dies möglich.
Der andere Teil der Gruppe unternahm währenddessen den obligatorischen Rundgang durch Tichlowitz.
Besonders bemerkenswert ist hier der zurzeit laufende Umbau des „Turnerheims Jahnel“ zu nennen.
Der Gasthof wird grundsaniert und soll zukünftig auch als Restaurant Vereinen und Touristen zur Verfügung stehen.
Der Friedhof lud wieder zum Verweilen ein. Hier wurde – jeder für sich – seinen Familien gedacht, die in Tichlowitz und Umgebung teilweise jahrhundertelang gelebt hatten.
Am Samstagabend traf man sich wieder in der Gruppe. Diesmal in Bodenbach. Der dortige Koch war Meister seines Faches. Er kochte bei seiner Musik und erfüllte jeden Wunsch seiner Gäste.
An diesem Abend standen im Mittelpunkt die Erlebnisse der letzten Stunden. Leider konnten die geplanten Vorträge nicht gehalten werden, da die Räumlichkeiten bzw. die zur Verfügung gestellte Technik dies nicht zuließen. Dies tat der Stimmung aber keinen Abbruch.
Sonntag:
Am Sonntagvormittag war noch einmal Gelegenheit, sich innerhalb der Familien zu treffen. Die kleine „Jahnelgruppe“ bestieg zum ersten Mal den Sperlingstein und war von der fantastischen Aussicht auf Tichlowitz und die Elbe begeistert.
In Babutin verabschiedete sich später die Gruppe und fuhr mit dem Versprechen zurück, sich alsbald wieder im Land der Vorfahren zu treffen.
2024 --- 63. Treffen der Ortsgemeinschaft - 27.9.- 28.9.2024
Wie bereits im letzten Jahr festgestellt, werden die Treffen der Ortsgemeinschaft immer mehr zu Treffen von einzelnen Familien. So waren es in diesem Jahr Nachkommen der Familien Theissig, Hrby, Jahnel und Dömel. Unsere tschechischen Freunde konnten in diesem Jahr leider nicht.
Zur Vorbereitung des Treffens waren Eheleute Schindler und Jahnel bereits einige Tage vorher angereist Zur Vorbereitung gehörte nun auch ein erster Besuch im Heimatarchiv des Kreises Tetschen / Bodenbach. Wir fanden eine herzliche Aufnahme bei den Archivaren und konnten uns super in Deutsch verständigen.
Schnell kam es zu einem sehr intensiven Informationstausch. Und es war klar: Beide Seiten werden in Zukunft sehr viel voneinander profitieren können.
Der Besuch in der Heimatstube rundete diesen Besuch ab. Vielen Dank Petr.
Freitag:
So nach und nach reisten alle Teilnehmer an und checkten zunächst in ihren Unterkünften ein.
Anschließend traf man sich in einem sehr schönen Restaurant in Tetschen/Decin in der Nähe der Elbe. Schnell wurden Gespräche aufgenommen, die in erster Linie dem Kennenlernen dienten. Schnell hatte man Prallelen in der Familiengeschichte entdeckt.
Samstag:
Nach dem Frühstück gingen viele Ihre eigenen Wege, suchten in Bodenbach die Häuser der Großeltern, oder besuchten in Tichlowitz den Friedhof.
Um 14 Uhr traf man sich dann in dem gerade neu renovierten früher "Turnerheim Jahnel", heute DUM U KASTANU (Haus in der Nähe des Kastanienbaums).
Viele Jahre Jahrzehnte verrottete so nach und nach das Gebäude vor sich hin und die Gefahr bestand, dass es irgendwann abgerissen werden musste.
Dann beschloss das Dorf, das Grundstück zu kaufen und daraus ein Kulturzentrum entstehen zu lassen. Gesagt getan. Heute steht das neue Kulturzentrum einmalig saniert und nach dem neuen Zweck bestens ausgerichtet.
Besonders der Saal wurde zu einem besonderen Highlight. Dankbar ging die Gruppe unter Ramonas Führung durch alle Räume und auch das Gefühl der Dankbarkeit zur Rettung dieses Gebäudes kam auf.
Der Gastwirt hatte dankenswerterweise für Kaffee und Kuchen gesorgt.
Am Abend traf man sich wieder in einem Lokal in Tetschen mit böhmischer Küche. Bei einem frisch gezapften tschechischen Bier ließ man es sich zudem "gut" gehen.
Die Gruppe - jetzt Freunde - beschlossen, sich auch im nächsten Jahr wieder zu treffen und auch innerhalb der Familie zu werben.
Nächstes Treffen: 24.-26. Oktober 2024
Rückfragen schon jetzt bitte an mich: jahnel@t-online.de